Was sind OER?
OER kompakt – Was sind Open Educational Resources? von LOERn – Lehrerfortbildung durch Nutzung und Produktion von OER-Materialien, CC BY SA 4.0
Unter Open Educational Resources (OER), auf deutsch offene Bildungsmaterialien, versteht man Lehr- und Lernmaterialien jeglicher Art, die in der Regel digital aufbereitet sind und kostenlos verwendet, verarbeitet und vervielfacht werden können.
Der Begriff OER tauchte erstmals 2002 auf einem UNESCO-Forum zu Open CourseWare für die Hochschulbildung in Entwicklungsländern (Forum on the Impact of Open CourseWare for Higher Education in Developing Countries) auf und hat sich seitdem weiterentwickelt. Im Juni 2012 wurde auf dem UNESCO-Weltkongress zu Open Educational Resources die Pariser Erklärung verabschiedet, welche OER wie folgt definiert:
OER sind „Lehr-, Lern- und Forschungsressourcen in Form jeden Mediums, digital oder anderweitig, die gemeinfrei sind oder unter einer offenen Lizenz veröffentlicht wurden, welche den kostenlosen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen erlaubt. Das Prinzip der offenen Lizenzierung bewegt sich innerhalb des bestehenden Rahmens des Urheberrechts, wie er durch einschlägige internationale Abkommen festgelegt ist, und respektiert die Urheberschaft an einem Werk.” (Deutsche UNESCO Kommission e.V., Pariser Erklärung zu OER 2012)
Entsprechend lässt sich für OER nach UNESCO-Definition festhalten, dass sie jegliche Bildungsressourcen umschließen, die Lehrenden und Lernenden durch ihre freie Lizenziereung eine Weiterverwendung, Bearbeitung und Veröffentlichung ermöglichen, ohne dass dafür die Erlaubnis durch den/die Urheberrechtsinhabende/n einzuholen ist.
Unter Ressourcen können dabei sowohl Arbeitsblätter, Lehrbücher, Übungsaufgaben, Bild-, Audio- und Videomaterial als auch ganze Lehrpläne und digitale Lehr-/ Lernumgebungen verstanden werden. Die freie Lizenzierung geschieht in den meisten Fällen mit Hilfe der so genannten Creative Commons Lizenz. Über sie erfährt Du im Kapitel Lizenzen von OER mehr.
Die Definititionen variieren
Eine einheitliche Definition der Begriffe Open, Educational und Resources existiert nicht. Sie werden vielmehr den Disziplinen und Kontexten entsprechend unterschiedlich verstanden. Einen anschaulichen Überblick über die verschiedenen Definitionen von OER gibt Anne-Christin Tannhäuser in ihrem Gastbeitrag OER definiert auf der Webseite des Projektes Mapping OER. Die verschiedenen Ausprägungen des Begriffes hält sie in folgender Grafik fest:
Open educational resources – Ausprägungen eines Begriffs (22.07.2015) von Anne-Christin Tannhäuser, CC BY 4.0 Lizenz.
Auch Creative Commons selber, Gründer der CC Lizenz, fasst die verschiedenen Definitionen von OER in einem Überblick zusammen.
Beispiel zur Arbeit mit OER
Du weißt immer noch nicht genau, was unter OER zu verstehen ist? Hier zwei kurze Beispiele
Beispiel 1: OER verwenden
Du bist in der Lehre tätig und möchtest eine Unterrichtseinheit zum Thema Photosynthese vorbereiten. Da Du nicht viel Zeit hast und Du Dich dafür interessierst, wie andere Lehrende das Thema Photosynthese umsetzen, schaust Du im Internet nach OER zu Deinem Lehrinhalt. Du findest ein Video, was Du für die Einführung ins Thema verwendet kannst und auch ein Arbeitsblatt, auf dem Du hilfreiche Fragestellungen und Aufgaben zur Auseinandersetztung mit dem Lehrinhalt findest. Beide Materialien sind offene Bildungsmaterialien. Sie stehen unter einer offenen Lizenz und können von Dir dadurch in Deiner Lehre kostenlos verwendet werden. Je nach Lizenz hast Du zwar darauf zu achten, unter welchen Bedingungen Du das Material verwendest. Doch in vielen Fällen (außer CC BY ND, CC BY NC ND) erlauben Dir die Materialien sogar, sie nicht nur kostenlos zu verwenden und verbreiten, Du darfst sie auch bearbeiten und an Deine Lehre anpassen - perfekt!
Beispiel 2: OER erstellen
Durch das Suchen und verwenden von OER (siehe Besipiel 1) hast Du Gefallen an OER gefunden und möchtest Deine Materialien auch mit anderen teilen. In einer weiteren Unterrichtseinheit zum Thema Photosynthese hast Du Deinen Schülerinnen und Schülern eine Powerpoint-Präsentation gezeigt, die Du selbst erstellt hast. Du bist stolz auf Deine Arbeit, sie ist Dir gut gelungen und könnte auch anderen Lehrenden helfen, den Lehrinhalt zu vermitteln. Also beschließt Du, Dein Material offen zu lizenzieren. Du informierst Dich über die CC Lizenzen und suchst die Lizenz aus, unter der andere Personen Dein Material weiterverwenden dürfen. Dann suchst Du Dir online einen Generator, der Dir die Informationen und das Icon für die Lizenz ausspuckt und hinterlegst diese auf Deine Präsentation. Auf einer Plattform für offene Bildungsmaterialien stellst du es abschließend allen Interessierten zur Verfügung. Deine Präsentation zur Photosynthese kann dann nicht nur von Biologielehrenden für ihren Unterricht verwendet und vervielfältigt werden. Auch fachfremde Lehrende oder anderweitig Interessierte haben die Möglichkeit, Deine Arbeit und Dein Wissen für ihre Zwecke zu nutzen.
Abschließend möchte ich Dich noch auf diese wunderbar anschaulichen Erklärvideos hinweisen:
OER erklärt - Die Grundlagen von der Bundeszentrale für politische Bildung, CC BY 3.0
OER (Open Educational Resources) - Freie Bildung, Freie Lern- und Lehrmittel von Blink Tower and rpi-virtuell, CC BY 3.0
Halte für Dich noch einmal in einem Satz fest, was OER sind und teile ihn gerne der Community im WORKSPACE mit. Einfache, selbst formulierte Notizen helfen häufig dabei, sich einen komplexen Sachverhalt zu erklären und zu verinnerlichen.
Ist dies das erste Mal, dass Du Dich dem Thema OER widmest? Berichte uns gerne von Deinen Erfahrungen!
Oder bist Du schon Profi? Wenn ja, dann berichte doch gerne, was genau Du an OER schätzt!
Literatur: Was sind Open Educational Ressources? Und andere häufig gestellte Fragen zu OER, Deutsche Fassung bearbeitet von Barbara Malina und Jan Neumann, hrsg. von der Deutschen UNSESCO-Kommission, Bonn 2013. Bearbeitete Übersetzung von: Neil Butcher, "A Basic Guide to open Educational Resources (OER)", hrsg. von Commonwealth of Learning und UNESCO 2011, S. 1-22, CC BY SA, Änderungen vorgenommen.